Mittwoch, 10. April 2013

Nullzeit-/Dekompressionstauchgänge & Deko-Unfall



Sind Nullzeittauchgänge sicherer als Dekompressionstauchgänge?

Der Begriff "Nullzeit"-Tauchgang sagt lediglich aus, dass während des Austauchens theoretisch keine Sicherheits-Stopps eingehalten werden müssen, weil die Gewebesättigung mit Inertgas unterhalb einer bestimmten kritischen Schwelle geblieben ist und das Inertgas auf dem Weg zur Oberfläche durch die langsame Aufstiegsgeschwindigkeit wieder in ausreichend langsamen Maße abgegeben werden kann. Wenn die max. Aufstiegsgeschwindigkeit, die der Berechnung der Nullzeit zu Grunde liegt, nicht überschritten wurde, dürfte es also in der Mehrzahl der Nullzeittauchgänge keine Dekompressionsprobleme geben, da das aufgesättigte Inertgas von Druck und Menge gering sein dürfte, zeitlich ohne durch Zwischenstopps erzielte Aufstiegsverlangsamung entsättigt zu werden.




Zusätzlich wird ein Stopp von einer Minute auf der Hälfte der Maximaltiefe empfohlen. Während des Sicherheitsstopps sollten übermässige Anstren-gungen verhindert werden. Letzteres gilt auch für Stopps, die im Rahmen der Dekompression durchgeführt werden müssen.
  






Die Sättigung der Gewebe kann sich jedoch sehr dicht an der kritischen Grenze befinden, ab deren Überschreiten Dekompressionsstopps notwendig werden. Ob es zum Auftreten von Symptomen der Dekompressionskrankheit kommt, entscheidet sich nun zusätzlich an einer Vielzahl weiterer Faktoren.
  •  Übergewicht (Fettgewebe bindet besonders viel Stickstoff, ist aber schlecht durchblutet)
  • Rauchen (die Durchblutung der Gewebe sinkt, das bedeutet das Inertgas wird nicht so schnell abtransportiert)
  • Vorher erlittener Dekompressionsvorfall (Es bildet sich vernarbtes Gewebe, das sehr intolerant gegen eine hohe Gasspannung ist
  • Flüssigkeitsmangel (Folge: schlechte Durchblutung)
  • Starke Auskühlung (mehr Inertgas löst sich im kalten Gewebe)
  • Hohe körperliche Arbeit unter Wasser (mehr Gas wird veratmet) 
Physiologisch sind grenzwertige Nullzeittauchgänge und regelgerecht beendete Dekompressionstauchgänge gleichwertig.  



Tipp:

Vor dem Tauchen solltest Du ausreichend trinken. Dies sorgt für eine gute Viskosität des Blutes. Somit können auch die kleinsten Kapillaren gut "durchspült"  werden. Wer wenig trinkt riskiert, dass sich das Blutvolumen und somit auch die Herzleistung verringern. Die überlegte Flüssigkeitszufuhr sollte am besten schon lange vor dem Tauchgang beginnen und nicht erst kurz vor dem Abtauchen.

Was ist besser: Eine Deko-Tabelle (RDP: Recreational Dive Planner) oder ein Tauchcomputer?

Die Bedienung eines Tauchcomputers erfordert im Extremfalle keine Kenntnisse der Dekompressionsverfahren. Man kann sich auf das Ablesen und die Interpretation der angezeigten Daten beschränken. Gefährlich wird es, wenn mit dem Computer, ob gewollt oder nicht Dekompressionstauchgänge durchgeführt werden, und das Gerät während des Tauchens plötzlich ausfällt (schwache Batterie, Leistungsausfall der Batterie durch Kälte, Wassereinbrüche wegen mechanischer Beschädigung etc.). Ein sicheres auftauchen mit Dekompression ist dann definitiv nicht mehr möglich, wenn keine Ersatzinstrumente mitgeführt und richtig benutzt werden. Tauchcomputer und Computerprogramme stellen schließlich nur eine maschinelle Form einer als Algorithmus kodierten komplexen Tauchtabelle dar. Deshalb sollte auf eine Deko-Tabelle auch beim Tauchen mit Tauchcomputer nicht verzichtet werden. Der Recreational Dive Planner (RDP) wurde zur Planung von (Nullzeit)-Tauchgängen (mit Pressluft) für Sporttaucher entwickelt. Die Tabelle darf jedoch nicht zur Planung von Dekompressionstauchgängen benutzt werden.



Die Anwendung der Tabelle (insbesondere, wenn Wiederholungstauchgänge durchgeführt werden sollen) erfordert jedoch Sachkenntnis und Übung. Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt die Verwendung einer Tabelle keine geringeren Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten einer Dekompressionskrankheit als die Verwendung eines Tauchcomputers, auch wenn theoretisch die Tabelle systembedingt mit höheren Sicherheitsreserven arbeitet.

Dekompressionstauchgänge


Beim einfachen Sporttauchen wird nur innerhalb der Nullzeit getaucht, so dass bis auf einen Sicherheitsstopp (3 Minuten in 5 m Tiefe) theoretisch keine Dekompressionsstopps notwendig sind. Allerdings darf dabei eine maximale Tiefe von 40 m nicht überschritten werden. Darunter werden in der Regel Stopps abgestuft auf 12 m, 9 m, 6 m und 3 m durchgeführt. Die Dauer solcher Stopps hängt von den verwendeten Atemgasen, der Tauchtiefe und der Tauchzeit (Grundzeit = Dauer des Tauchgangs bis zum Beginn der Aufstiegsphase) ab.

Deko-Unfall

Beim Tauchen kann es bei zu schnellem Aufstieg an die Oberfläche zur sogenannten Dekompressionskrankheit kommen. Je tiefer und länger getaucht wird, desto stärker kommt es im Wasser zu einer Stickstoffsättigung des Gewebes im Körper.
Nach dem Henry-Gesetz steht die Menge eines in Flüssigkeit gelösten Gases in direktem Verhältnis zum Partialdruck des Gases über der Flüssigkeit. Deshalb verbreitet sich bei einem Tauchgang zum Beispiel auf 30 m Tiefe durch den erhöhten Partialdruck des Gases in der Atemluft entsprechend mehr Stickstoff durch die Alveolar- und Kapillarmembranen und löst sich im Blut (die Löslichkeit steigt mit dem Umgebungsdruck).
Das stickstoffreichere Blut wird dann durch die Gefäße zu den verschiedenen Geweben im Körper transportiert, wo sich die Stickstoff-Konzentration ebenfalls entsprechend der Partialdruckverschiebung und der erhöhten Löslichkeit erhöht. Die verschiedenen Gewebe werden in Dekompressionsmodellen im Allgemeinen als Kompartimente bezeichnet. Die Stickstoffanreicherung in den Geweben (Aufsättigung), wie auch die spätere Abgabe des Stickstoffs beim Auftauchen (Entsättigung), geschieht mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, je nach Durchblutung der Gewebe. Das stark durchblutete Gehirn wird als "schnelles" Gewebe bezeichnet, die weniger versorgten Gelenke und Knochen als "langsames" Gewebe. Als Halbwertzeit eines Gewebes bezeichnet man die Zeitdauer, die dieses in der Tiefe bis zur Hälfte der Aufsättigung beziehungsweise Entsättigung benötigt. Während des Aufstieges entsättigen sich die Gewebe von dem Stickstoff, der über das Blut zur Lunge transportiert und abgeatmet wird.
Bei einem zu schnellen Aufstieg an die Oberfläche, unter Missachtung der Dekompressionsregeln, sinkt der Aussendruck schneller ab, als es zur entsprechenden Entsättigung kommen kann. Blut und Gewebeflüssigkeit weisen dann eine Gasübersättigung auf. Der Stickstoff zusammen mit allen anderen gelösten Gasen bleibt dann nicht vollständig in Lösung, sondern sie bilden Blasen. Dies ist vergleichbar mit dem Aufschäumen beim Öffnen einer Sprudelflasche.
Die entstehenden Gasblasen können im Gewebe zu mechanischen Verletzungen führen und in Blutgefäßen eine Gasembolie bilden und somit eine lokale Unterbrechung der Blutversorgung verursachen
Symptome der Dekompressionskrankheit zeigen sich kurz oder innerhalb von 24 Stunden nach dem Tauchen. Sie werden üblicherweise in drei Gruppen eingeteilt:
  • Typ I: Dies sind milde Symptome, die nur Schmerzen verursachen. Sie sind nicht lebensbedrohlich. Dazu gehören Muskel- und Gelenkschmerzen ("Bends") sowie Hautjucken ("Taucherflöhe")


  • Typ II: Dies sind ziemlich ernste Symptome. Es handelt sich um neurologische Störungen, wie zu Beispiel Seh- und Hörstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Müdigkeit, Übelkeit und Bewusstlosigkeit.

  • Typ III: Dies sind sehr ernste Symptome, die durch Gasblasen im Rückenmark verursacht werden. Die Störungen treten meistens innerhalb weniger Minuten auf. Oft treten Symptome einer Querschnittslähmung auf. Schädigungen im Gehirn können sich in Halluzinationen, Erblinden und Erinnerungsverlust äußern. Tödliche Ausgänge sind möglich.
 Erste Massnahmen


  • ·Rettung aus dem Wasser
  •  Herz-Lungen-Wiederbelebung
  •  Flache Rückenlagerung bei Ansprechbaren Opfern, stabile Seitenlagerung bei     Bewusstlosen
  •  Gabe von 100 % Sauerstoff (z.B. Wenollsystem)
  •  Weitere Versorgung durch den Notarzt
  •  Protokollieren der genauen Geschehnisse
  •  Tauchcomputer und/oder Tiefenmesser sichern


Nullzeit

Die Nullzeit ist beim Tauchen mit Drucklufttauchgerät die durch die Dekompressionstabelle vorgegebene Zeitspanne, in der man ohne Dekompressionsstopp (zeitliches Verharren in einer bestimmten Tiefe) an die Wasseroberfläche zurückkehren kann. Alle Tauchverbände empfehlen jedoch selbst bei Durchführung eines Nullzeittauchgangs die Einhaltung eines Sicherheitsstopps von drei Minuten in einer Tiefe von fünf Metern. Je tiefer man taucht, desto kürzer ist die Nullzeit. Ab einer Tiefe von 50 Metern steht dem Taucher je nach Dekompressionstabelle keine Nullzeit mehr zur Verfügung.



Inertgas

Unabhängig von der physikalisch/chemischen Bedeutung des Wortes versteht man bei Atemgasen hierunter ein Gas, welches nicht an den Stoffwechselvorgängen beteiligt ist. Sie können trotzdem im Körper wirksam werden, wie z. B. bei der Stickstoffnarkose ("Tiefenrausch"). Diese hat aber keine chem. sondern physikalische Ursachen, da die Weiterleitung elektrischer Nervenimpulse in den Synapsen der Nerven durch Stickstoff unter hohem Druck gestört wird. Auf Grund des Gesetzes von Henry lösen sich im Verlaufe des Aufenthaltes unter erhöhtem Druck die Inertgase mit steigendem Druck verstärkt im Körpergewebe und reichern sich an. Die Geschwindigkeit und der Grad der Aufsättigung hängt stark mit der Gewebeart und dessen Durchblutung zusammen, wobei gilt: Je stärker durchblutet, desto schneller und stärker gehen die Gase in Lösung. 

Zu den Inertgasen gehören beispielsweise:
  • Stickstoff
  • Helium
  • Neon
  • Argon
  • Krypton
  • Xenon
  • Radon


 

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